Sport verbindet 6.6.2014

Heute müssen wir sogar auf unser obligates Ei mit hartem Brot- Frühstück verzichten, da unser Kurs schon um 8 Uhr anfängt und das Hotelrestaurant erst ab 9h geöffnet ist. Auch die Stadt scheint kaum erwacht zu sein als wir durch die staubigen Schotterstrassen zum Spital laufen. Die Teilnehmer haben sich in 3 Gruppen aufgeteilt die anderen, welche nicht schallen, müssen ihrer täglichen Arbeit nachgehen. Obwohl wir schon bald perfekt mongolisch instruieren können: orsha-arsha (oder so ähnlich für vor- zurück, vor- zurück), hoyor für zweites Bild und tsa für gut, zerrt das Beibringen an den Geduldsfäden, obwohl wir natürlich volles Verständnis hatten. Auch wir hatten ja zu Beginn unserer US-Karriere Mühe die Hände mit dem Gehirn und der Fusspedale zu koordinieren. 

Auch heute war die Motivation und der Einsatz der Teilnehmer grossartig. Zum Glück sind über Nacht wieder ein paar Bebes zur Welt gekommen, so dass sie neben dem Üben auch das reguläre Screenen der Babys inklusive Dokumentation machen konnten. Ein weiteres 15 Monate altes Kind können wir von seiner Pavlikbandage erlösen, als wir sonografisch nachweisen konnten, dass es eine gute reife Hüfte hat. Endlich wird die Kleine laufen lernen können.
Bei einem kleinen, sehr dystrophen 10 Monate alten Kind auf der „Intensivstation“ konnten wir auch nur empfehlen, die über 600 km nach UB zu fahren, um weitere Abklärungen zu machen.  Mit 10 Monaten ist das Kind nur 5kg schwer, hat alle Zeichen einer Rachitis, wie ich sie so ausgeprägt noch nie gesehen habe, hat einen Stridor, ein ANS und eine Sauerstoffsättigung von 80% ohne O2. Ohne Röntgen, ohne Echo, ohne Blutentnahme ausser einem Hb können wir auch nicht entscheiden ob es sich um ein kardiales oder pulmonales Problem handelt. Wir sind schon unglaublich verwöhnt mit unseren diagnostischen Möglichkeiten. Zuerst muss die Familie jetzt schauen, ob sie das Geld für die Reise nach UB und den Aufenthalt dort auftreiben kann. Die medizinischen Kosten sind zwar vom Staat übernommen aber die Zusatzkosten sind für eine arme Familie, welche weit weg von allem selbstversorgend in einer Jurte wohnt und kein wirkliches Einkommen hat, eine grosse Belastung.
Nach einem Mittagessen, das wegen Stromausfall verzögert serviert wird, halten wir den ganzen Nachmittag nochmals Vorträge. Bayalag macht einen unglaublichen Job, alle unsere Vorträge fast simultan zu übersetzen. Eigentlich könnte sie sie ja problemlos selber halten, sie hat aber das Gefühl, es mache mehr Eindruck, wenn von uns gehalten. 
Die Freude auf ein Feierabendbier ist aber zu früh. Zuerst werden wir vor dem Spital von einem herzigen Mädchen mit seinem Vater aufgehalten. Er zeigt uns furchtbare Röntgenbilder mit einer vollständigen Nekrose des einen Hüftkopfes. Wie es dazu gekommen ist, können wir trotz Übersetzung durch Davaa nicht ausfindig machen. Wir lassen sie morgen nochmals kommen, die Mutter ist gerade mit einem Neugeborenen sowieso auf unserer Abteilung, und hoffen Bayalag kann uns mehr Hintergrundinformationen geben. Aber leider werden wir diesem schwer hinkenden Mädchen keine wirkliche Hilfe anbieten können. 
Danach kommt einmal mehr : „surprise, surprise“. Es soll ein gemeinsamer Sportanlass mit den Ärzten vom Spital geben. Noch etwas ungläubig ziehen wir uns kurz um und werden dann tatsächlich zu einer Turnhalle gebracht, wo wir Volleyball und später Basketball spielen. Schön wie so Sport trotz Sprachbarriere verbindet. Auch Petrign und Reto mit ihren 60+ zeigen vollen Einsatz ;-), bravo. Sie können sich neben all den kurzbeinigen mongolischen Ärzten  mit ihren imponierenden Bäuchen sehen lassen.
In meiner Ministersuite lassen wir bei einem Chinggis die vielen unglaublichen Erlebnisse Revue passieren. Wir werden ganz sentimental als wir feststellen, dass wir es sehr gut haben untereinander aber auch mit unseren Begleiterinnen Bayalag und Suvdaa. 
Und wir sind dankbar, dass wir neben den eher anstrengenden Vorlesungs- und Teachingtagen auch noch etwas der Mongolei und ihrer Kultur sehen. Morgen Nachmittag hat uns Davaa einen erneuten Ausflug- geführt von ihrem Vater, der hier als Veterinär arbeitet- organisiert. Wir freuen uns!